Ich denke der Zug ist schon lange abgefahren und ich kann zugeben: Ich war ein Fernsehkind. Viele wissen es wahrscheinlich nicht, da ich viele jüngere Follower habe, aber die 90er waren geprägt von Gameshows. Gameshows, Quizshows, große Samstagabend Shows. Meine Erinnerung reicht soweit zurück, dass ich ab 1993 gefühlt alles aufgesaugt habe, was mir vor die Guckerchen kam. Nicht ungewöhnlich, dass ich mir oft von meinen Großeltern anhören durfte: „Irgendwann werden deine Augen noch viereckig“. Spoiler: Wurden sie nicht, aber immer und mehr Begeisterung für diese Formate wurden entfacht. Letztlich war das der Moment in dem ich für mich gedacht habe: Wenn ich mal groß bin, will ich auch irgendwas mit Fernsehen machen.
Im folgenden Absatz versuche ich mal aus dem Kopf heraus Gameshows aus den 90ern, rein aus meinem Kopf herunterzutippen:
Familienduell, Der Preis ist Heiß, Hast du Worte?!, 5 mal 5, Bube Dame Hörig, Hopp oder Topp, Ruck Zuck, Die Perfekte Minute, Glücksspirale, Stunde der Wahrheit, Hast du Töne?, Quizfire, Glücksrad, Das Goldene Ei, Hausfieber, Glücksritter, Wetten Dass…?!, Traumhochzeit… und natürlich Die 100.000 Mark Show.
Vermutlich könnte ich noch viele Weitere aufzählen, aber damit würde ich mich nur noch mehr als Gameshow-Maniac outen. Konzentrieren wir uns hier auf Die 100.000 Mark Show. Irgendwann Ende Juni, hat DWDL einen Artikel in die Weiten des Internets geworfen, dass die 100.000 Mark Show zurückkehren soll, keine paar Tage später warf RTL einen Instagram Post mit Ulla Kock am Brink hinterher. Als dann am 28. Juni Tickets für die Aufzeichnungen live gingen war klar: Es ist real! 4 Aufzeichnungen. In Köln.
Fast 25 Jahre nach der Einstellung dieses großartigen Formates, gibt es ein Revival (Der Versuch von 2008 mit Inka Bause, den schweigen wir tot, auf immer und ewig). Nach der Neuauflage von „Der Preis ist heiß“ schien der Retroboom auf seine Blütezeit zuzulaufen. Natürlich schürte das berechtigte Sorgen, nach all den Debakeln die für RTLplus produziert wurden. Doch bei „Der Preis ist heiß“ wurde sich wirklich unfassbar nah am Original aus den 90ern orientiert. Es blieb also Hoffnung, dass man hier auch nichts „verschlimmbessert“. Als Ulla dann selbst auf Instagram (auch mir) sämtliche Fragen beantwortete mit „Es ist alles wie früher!“, waren sämtliche Bedenken beseitigt.
Kurze Retrospektive für alle die keine Ahnung haben wovon ich eigentlich rede:
Die 100.000 Mark Show war die vermutlich erste große deutschsprachige Samstagabendshow die innerhalb von 2 Stunden eine unfassbare Summe von 100.000 Mark unters Volk brachte. An Herrn Jauch war da noch lange nicht zu deken. Aber dafür musste man ordentlich ackern. Hindernisparcour, diverse Spiele die Wissen, Geschicklichkeit und Kondition erforderten, ein knüppelhartes Finale mit dem heißen Draht und dann noch die Qual der Wahl an der Zylinderbar.
Ich habe natürlich keine Sekunde gezögert und habe Tickets für alle 4 Aufzeichnungen gekauft. Als kleiner Spross habe ich mir immer gewünscht das einmal live erleben zu dürfen. Jetzt 25 Jahre später wird das ganze Wirklichkeit. Hotel und Fahrt war gebucht und jetzt hieß es warten auf den großen Tag am 13.August.
Wir waren bereits schon am 12. August angereist und haben uns die Umgebung und den Weg zu den MMC Studio angeschaut. Keine 24 Stunden mehr, bis es soweit ist. Es war abzusehen, dass die Aufregung mich bereits am Abend vorher einholt. Ich hatte die Nacht kaum geschlafen weil ich mir soviele Gedanken drum gemacht hatte wie das Ganze wird und ob es wirklich so wie früher ist, wie es Ulla versprach, selbst noch auf dem Weg zu den MMC Studios.
Dann war es endlich soweit. Ich stand in den heiligen Hallen der MMC Studios. Keine 2 Stunden mehr bis zur Aufzeichnung. Man konnte bereits viele Leute rumwuseln sehen die noch Plakate fertig beschriftet hatten, bevor wir dann in Gruppen aufgerufen wurden um ins Studio gebracht zu werden.
Als ich zum ersten Mal am oberen Ende der „Showtreppe“ stand und das Set gesehen habe, habe ich für einen Moment sicherlich aufgehört zu atmen. Es… es sah aus wie in den 90ern, nur etwas moderner. Große LED-Wand, Wasertank, Zylinderbar auch der heiße Draht war im Hintergrund schon zu sehen und in der Mitte der große Tresor. Wir wurden dann zu unseren Plätzen geführt. Vom Tresor aus gesehen saßen wir auf der rechten Seite der Zuschauertribüne.
Jetzt hatten wir so in etwa den Höhepunkt meiner Aufregung erreicht. Marco der Warmupper hat uns begrüßt, mit uns Klatschen geübt, und kurz danach kam Ulla für einen keinen Plausch ins Studio, bevor es los ging. Dann hat die Regie eingezählt.
Ich wünschte ich könnte in Worte fassen, was in mir vorging, als plötzlich die alte vertraute Musik über die Beschallung schäpperte und die Off-Stimme ankündigte „Meine Damen und Herren, hier ist ihre 100.000 Mark Frau, Ulla Kock am Brink!“. Standing Ovations und ich, die Gefühlt seit Sekunde 1 Tränen in den Augen hatte. Es war der unvergleichbar schönste Moment meines Lebens. Als wäre ich 25 Jahre in die Vergangenheit katapultiert worden.
Es war alles da wie Ulla es gesagt hatte, sogar der Hindernis Parcours der in der langen Mall der MMC Studios nebenan aufgebaut war. Die Stunden vergingen im Flug und man hat gar nicht wirklich mitbekommen, das wir fast 8 Stunden für die Aufzeichnung gebraucht haben. Es war unfassbar spannend zu sehen wie diese ganze Produktion abläuft. Von den kleinen lustigen Anekdoten von Ulla während der Pausen bis hin zu Warmupper Marco mit dem ich seitdem eine gewisse Dynamik aufgebaut habe.
Wo wir von ihm reden. Ein Moment der das ganze für mich fast unvergesslich werden lässt ist, dass ich die einzige Person in dem ganzen Studio war, die den Ausstrahlungstermin kannte. Auf seine Frage hin: „Weis eigentlich jemand wann das ganze hier ausgestrahlt wird? Ich gebe zu, ich nicht.“ … „Keiner?“. Ich bin froh das ich in diesem Moment einmal den Mut zusammengenommen hab und die Hand gehoben habe. Marco kam zu mir angesprintet, hat mich nach meinem Namen gefragt und wann das ganze ausgestrahlt wird. „4. September – 20:15, ja das ist ein Sonntag“. Marco erwiderte darauf wiederum: „So alle mal hergucken, das da, das ist Aileen, wenn sie uns also angelogen hat, wisst ihr ja wo ihr sie findet.“.
Auch jetzt muss noch schmunzeln wenn ich das schreibe.
Als die Aufzeichnung zu Ende war und wir langsam aus dem Studio gingen, hat mich erst so richtig erreicht was da eigentlich passiert war die letzten acht Stunden. Es war so ein unglaublicher Ritt und ich musste mich mit einem Blick auf mein Handy versichern, dass es wirklich 2022 war und nicht 1993.
Bei der zweiten Aufzeichnung am 18. August war alles schon etwas routinierter. Es gab neue Zwischenspiele und Finalspiele. Diesmal saßen wir im Block links außen. Diesmal war mein Puls recht normal, es war fast so als würde ich ins eigene Wohnzimmer laufen und den Fernseher anmachen. Natürlich gab es wieder ein paar Annekdoten und Späßchen mit Ulla in den Pausen.
Die dritte Aufzeichnung am 22. August, blieb mir tatsächlich ein wenig intensiver in Erinnerung. In einer Aufzeichnungspause kam Marco mit einer Moderationskarte zu meinem Platz und sagte „Von Ulla, für dich.“. Ich habe tatsächlich einen Moment gebraucht um zu realisieren, dass diese Moderationskarte von Ulla selbst unterschrieben war. Vermutlich einer der größten Schätze die jetzt in meinem Besitz sind.
In wirklich besonderer Erinnerung blieb mir die letzte Aufzeichnung am 25.August, nicht nur das es Highfives von Ulla durch die erste Reihe gab (in der wir saßen), der Tresor ganz am Ende geknackt wurde, sondern auch, dass nach dem Ende der Show die Möglichkeit war Fotos im Set zu machen. Vielen Dank dafür Marco. Wir standen als Gruppe noch eine kurze Zeit vor dem Studio um alles Revue passieren zu lassen und Hoffnungsgebete gen Himmel zu schicken, dass RTL dieser Sause eine zweite Staffel gönnen wird.
Plötzlich tippte es mir auf die Schulter und der Björn, der Gewinner stand vor mir und sagte „Hey du bist doch die, die immer über die 100.000 Mark Show gepostet hat.“ – Wir haben dann ein Foto zusammen gemacht bevor wir uns alle in die Nacht aufgemacht haben.
Vor ein paar Stunden lief die erste Folge im Fernsehen und es war unheimlich faszinierend zu sehen, wie diese ganzen einzelnen Elemente am Ende zusammenkamen und wie sehr das Format harmonierte, trotz der aufgeblasenen Länge im Gegensatz zu den 90ern.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich die Zeit in diesen vier Aufzeichnungen nicht missen möchte. Es war ein unglaubliches Erlebnis und vielleicht ein wenig die persönliche Reise in meine Kindheit die ich brauchte um wieder auf die Beine zu kommen.